Al Bundy hatte recht

Eigentlich sollte ich ja schon schlafen, denn morgen um 10:00 Uhr muss ich spätestens aufstehen, dann kreuze ich mit H. und J. Altklausuren, als Vorbereitung auf die Biochemie-Klausur die in vier Tagen ansteht. Dann werde ich mein Bestes tun, C., J., S., L. und A. die Wunder der Chemie und vor allem der Puffer und chemischen Komplexe nahe zu bringen, damit diese ihre Chemie-Klausur bestehen. Naja und wenn mir abends dann langweilig wird, kann ich ja nochmal wiederholen, was ich mir heute in der Bibliothek über Pyrimidinbasen etc. erarbeitet habe.

Da mir also total langweilig sein wird, ist es fast doof, das hier jetzt schon zu verfassen … aber was solls.

Ich habe vorhin auf dem Platz genommen, was Al Bundy völlig zurecht als „eines Mannes Burg“ bezeichnet hat. Toiletten und deren Besuch haben auf mich ja schon sehr lange eine seltsame Anziehungskraft ( siehe auch: Greiner-Petter, M.; Sommerfeld, G. e.a.: einmalIch, Eigenpublikation, Berlin 2006 ). Vielleicht sollte ich lieber sagen, dass Toilettenbesuche mir stets angenehm sind und mich entspannen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Nicht oft genug kann ich das generelle Konzept der totalen Sorglosigkeit erklären, derer man sich auf der Toilette gewiss sein kann. Folgende Annahmen und Überlegungen spielen hierbei eine Rolle und kontrastieren aufs Angenehmste den schnöden Alltag ( i.e. nicht-Toiletten-Zeit ).

  1. Kein Zeitdruck – Es ist gesellschaftlich akzeptiert, sich auf der Toilette Zeit zu nehmen. Anders als zum Beispiel die Weigerung, keine Roten Ampeln zu überschreiten, ist dies in der Regel Konsens.

  2. Keine Störungen – Dank dem weit verbreitet sehr verklemmten Umgang mit den eigenen und besonders anderer Leute Körperfunktionen ( s.a. kontroverse Diskussion um Roche, C.: Feuchtgebiete, Dumont Buchverlag, Köln 2008 ) wird man in Ruhe gelassen. Seltenst wird man auf der Toilette angesprochen und nur in Ausnahmefällen zur Eile angehalten. Die Ansprache während des Toilettenganges ist jedoch eigentlich besonders wünschenswert, ist sie doch in der Regel Ausdruck eines engen Vertrauensverhältnisses.

  3. Literatur – Es scheint mir, dass sich das Konzept der Toilettenlektüre nach und nach etabliert. Hierzu später einige private Anmerkungen.

  4. Unangreifbarkeit – Mit dem erreichen der Toilette ist in aller Regel das schlimmste schon geschafft. Nun können dem drückenden Harn- oder Defäkationsdrang bzw. der beteubenden Übelkeit endlich Tribut gezollt und alle Zügelung fallen gelassen werden. Unter der Voraussetzung, das Toilettenpapier in nicht unerheblichen Mengen vorhanden ist, kann einem nun nichts mehr passieren.

  5. Grundreinigung – Meist sind der euphemistisch so genannten Örtlichkeit sanitäre Reinigungsmöglichkeiten angeschlossen – Wasser und Seife. Und Papierhandtücher, die, wie Toilettenpapier auch, zugleich noch eine Doppelfunktion auch als Taschentuch-Vize einnehmen – auch nasaler Ausfluss ist so in den Griff zu bekommen. So steht dem Verlassen der Toilette mit einem gesäuberten Gefühl außer nach feurigen Eskapaden nichts im Wege.

  6. Ruhe – Doppellbedeutung einmal analog zu Punkt 2 in Form akustischer Ruhe, einmal in der Bedeutung der Abkehr, dem Rückzug von den weltlichen Sorgen. Man entzieht sich der Funktion als Teil der Gesellschaft temporär und ist ( hierin liegt vielleicht die wichtigste Funktion überhaupt ) reduziert auf den eigenen Körper und das eigene Ich. Im Mittelpunkt stehe Ich, der Geist wird von seiner Last befreit und kann kurz zur Ruhe kommen. Nicht selten wird berichtet, dass beim Toilettengang die besten Ideen entstehen, vielleicht weil die Entfokussierung der Gedanken Raum schafft für neue, auch verquere, abstraktere Überlegungen.

Für mich trifft all dies zu, dem einen oder anderen mögen einige weitere Funktionen einfallen oder weniger prägnant erscheinen. Unsere WG-Toilette ist von mir vorhin in Gedanken zur besten Toilette der Welt erklärt worden. Das liegt am Gesamtkonzept, wobei auch schon Einzelkomponenten großartig sind. Literatur z.B. ist reichlich vorhanden in Form diverser Zeitschriften und Büchern, die nach Unterhaltungswert und stückhafte Lesbarkeit ( = kurze Absätze / Kapitel ) ausgesucht, entweder beschafft, bereitgestellt oder enteignet wurden. Gute Beispiele: „Ein Mann – ein Buch“, „Helge Schneider“ -Romane, „Nicht Lustig“, „Was wir uns überlegt haben zu verschiedenen Themen“ von Supatopcheckerbunny & Hilfscheckerbunny. Diese Werke erfüllen nicht nur die Funktion der Unterhaltung sondern können gar Denkanstöße geben. Des weiteren haben wir ein Poster von Shahrukh Khan, Zebra-Linoleum und generell ein Thema. Das Thema heißt Dschungel und wird in Form von echten und Plastikpflanzen, entsprechend bemalten Wänden und einer passenden Marienkäfer-Klobrille umgesetzt. Es ist immer reichlich Klopapier vorhanden, das Bad ist extra, was den morgendlichen Andrang verringert und außerdem bietet die Wahl der Nachfüllseife eine neue Gelegenheit zur Selbstverwirklichung.

Wie so Vieles, wenn man es mit der richtigen Attitüde angeht.

Klo Shah Rukh

1 Kommentar zu “Al Bundy hatte recht”

  1. Unregisteredmart-man schrieb:
    Januar 18th, 2010 at 12:19

    Hey Erik,

    ich kenne und schätze ja deine Affinität zum Stillen Örtchen, aber beim Lesen ist mir eben erstmals aufgefallen, dass viele in deiner, in gewohnt brillanter Art geführter, Analyse aufgedeckte Eigenschaften sich auch direkt auf die Badewanne und das Baden übertragen lassen. Einzig und allein das ablassen von Fäkalien bleibt dort (zu mindest teilweise) verwehrt, wenn man nicht den primären Sinn eines reinigenden Bades kontakarrieren will.
    Dafür gewinnt man zusätzlich tiefenpschologisch gesehen das vertraute Gefühl, sich im, schon im Mutterleib lieb gewordenen, Medium Wasser befinden zu dürfen und dort gleichsam schwebend und der Realität entrückt Abstand zum Taumel unserer Zeit zu gewinnen.

    Siehst du weitere Unterschiede?

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