Ein Tag wie jeder andere

Every time I dance, God kills a kitten. Das ist ein schönes Zitat, mit dem ich begründen könnte, warum mir mein Geburtstag nicht so wichtig ist und warum ich ihn dieses Jahr kaum wahrnahm und auch keine Party geplant war ( obwohl ich den körperbetonten Ausdruckstanz als neues Stilmittel auch endlich für mich entdeckt habe – das Zitat gilt gewiss immer noch ).

Es ist doch irgendwie ein Tag wie jeder andere und er ist vor allem schlecht gelegen, um ihn mit Leuten spaßig zu begehen. Man braucht immer einen Raum oder eine Wohnung oder so für eine Party im Winter. Seid man nicht mehr bei Mutti ( oder Vati ) wohnt ist das sicher nicht mehr so ein Problem, aber kurz vor Weihnachten sind die Leute schon weggefahren oder haben Stress mit Weihnachtsgeschenken und dieses Jahr drückt für die Wahlgießener auch noch das Physikum, also sind die Bedingungen schlecht. Außerdem ist ein Geburtstag irgendwie so willkürlich. Ich bin zwar sehr dafür, dass man sich nicht diktieren lässt, wann man gefälligst Spaß zu haben hat, aber es ist doch schöner, wenn man mit Leuten gemeinsam etwas zu feiern hat, den Jahreswechsel z.B. Dazu kommt dann noch diese Geschenk-Kultur, wo man sich gezwungen fühlt, Leuten etwas zu schenken. Ich habe ja nichts dagegen, wenn man zufällig etwas sieht, was cool ist. Aber meistens läuft es halt so, dass man suchen geht und dann etwas nimmt, was eher so gerade passt und wenig Bedeutung hat. Wobei ich bisher immer sehr gut beschenkt wurde. Aber mir ist da zu viel sozialer Zwang dabei. Und der ist besonders unangenehm, weil man sich ihm so schlecht entziehen kann, ohne sich erklären zu müssen. Und Leuten erklären, warum man ihnen nichts schenkt oder schenken will ist halt meistens unangenehm. Gesellschaftliche Konventionen machen alles so schwierig.

Ich hatte mir also vorgenommen, meinen Geburtstag mehr oder weniger zu ignorieren und ihn wie einen normalen Tag zu behandeln. Ich würde mich um ein paar Sachen kümmern, mittwochs hab ich zum Glück eh keine Uni.

kuchen

Der Plan wurde leider von den Leuten, die sich meine Freunde nennen, zunichte gemacht, indem sie einfach über die Maßen cool waren. Ständig rief jemand an, um mich zu beglückwünschen, ich bekam sogar zwei Kuchen gebacken (einer nahm den langen Weg aus der Heimat mit unserem heimlichen Sponsor DHL – wenn es schneller / besser / größer sein soll / muss / darf). Man schenkte mir außerdem einen Arzneimittel-Pocket, damit ich nicht mehr dumm durchs Krankenhaus wandeln muss und außerdem „Ein Mann – ein Buch“, aus dem man z.B.lernt, wie das mit dem Krebse Essen und Boeing 747 Fliegen funktioniert, verpackt in Kategorien wie „Der Mann und das Haus“ oder „Der Mann in Gesellschaft“. Perfekte Toilettenlektüre, weil kurz und spaßig. Und mir wurde Mittagessen gekocht.

Ich musste mich abends entschuldigen, dass ich nicht mehr so gesprächig bin, weil ich schon den ganzen Tag mit Leuten kommuniziert habe. Ansonsten war es aber ein super Tag, es gab noch einen WG-Ausflug zum Main-Taunus-Zentrum um den sehr guten Zombieland zu sehen.

Und der Tag hat immer noch, als Teil einer Reihe, positive Nachwirkungen. Denn ich bin dieses Jahr tatsächlich mal wieder in Weihnachtsstimmung, ging mir die letzten Jahre eher nicht so. Schuld daran ist mein Geburtstag, aber auch die beiden Weihnachtsessen, die in Gießen stattfanden und beide sehr schön und entspannend waren, eines mit Freunden und eines von der Fachschaft Medizin, jeweils mit unheimlich viel köstlichem Essen. Dann hatte ich noch ein paar schöne letzte Tage in Gießen und jetzt freue ich mich ziemlich auf meine Familie und Freunde. Leider geht das längst nicht allen so, wie ich in letzter Zeit wieder vermehrt zu Ohren bekam, was sehr schade ist. Es ist doof, wenn, wieder eine problematische gesellschaftliche Konvention, die Vorbereitungen auf das Fest bzw. die damit verbundenen Annehmlichkeiten, das Fest selbst entwerten oder gänzlich zunichte machen. Warum nicht einfach Weihnachten total entspannt zelebrieren, da haben im Endeffekt alle mehr von. Wird bei uns in der Familie auch eigentlich so gehandhabt, es gibt keinen strengen Zeitplan oder so etwas, dafür viel Essen und den Geschenkestress haben wir mit Julklapp auch gut in den Griff bekommen. Kann ich nur empfehlen.

Bleibt zu sagen, dass ich allen eine schöne Zeit zwischen den Jahren wünsche, in der hoffentlich jeder ein wenig Ruhe findet. Stress gibt es nächstes Jahr sowieso noch genug.

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