Damn crappy shitday

Inspiriert von Eriks furchtbarer ersten Nachtschicht im Krankenhaus von der er hier berichtete möchte ich auch mal mein Herz über einen herzlich beschissenen Tag ausschütten.

Die vier Stunden Schlaf waren zwar wenig aber nicht zu wenig. Kein Optimum aber auch noch nicht das Minimum. Eine sibirische Kälte durchzog die Knochen. Angetan war ich von meiner Idee mir einen Tee für den Weg mitzunehmen, von dem ich alle paar Minuten aus dem Thermobecher abschlürfte. Im Labor angekommen fand ich eine noch angespanntere Personalsituation vor als üblich. Ich schaltete eine handvoll Computer ein – ja, einer reicht mir nicht. Ich startete zunächst den einige Stunden in Anspruch nehmen werdenden Import von Laborergebnissen in eine Forschungsdatenbank. Fuck Eins (F1): Das Vorhaben ist mit 3 Stunden zu berappende. An diesem Montag schlug der Computer mir aber 11 bis 24 Stunden Dauer vor. Das sprach schonmal für die fantastische Infrastruktur im ganzen Krankenhaus.

Während ich durch den Gang lief wurde mir von zwei weiteren Problemen berichtet. “Ja guck ich mir gleich an” antwortete ich. Das eine Problem schrieb ich mir für später auf (F6), das andere bewertete ich mit einer hohen Priorität (F2). Okay, eine Datenbankanwendung in der Proben gelagert werden funktioniert nicht. Warum? Weiß kein Mensch. Ich testete die üblichen Problemlösungen durch. Nichts. Dann begann erstmal die 3,5 Stunden dauernde Frühbesprechung. Das kann man getrotst als F3 bewerten. Nach der Besprechung widmete ich mich wieder F2. Allem Anschein nach ist das ein großes F. Warum? Weil ich bis jetzt noch nicht weiß woran es liegt, dass man nicht mehr ins Programm kommt.

Während ich zwischen ein paar Räumen hin- und herlief wurde ich immer wieder aufgehalten mit weiteren Problemen. F4: Der Drucker geht nicht. Ja gut, kein großes Ding. Trotzdem muss man herausfinden woran es liegt. F4 kostete nur 15 Minuten. Dann war erstmal Essen dran. Der Zeitpunkt an dem ich hätte gehen müssen um die Überstunden in dieser Woche möglichst gering zu halten war bereits vor einiger Zeit vorrüber. Während der erneuten Beschäftigung mit F2 kam eine lauthals schreiende Mitarbeiteren durch den Flur gestapft um mich dann höflichst und nett zu Bitten, die Kommunikation zwischen einem PC an welchem ein Analysegerät hängt mit den Rechnern an welchen die Auswertesoftware drauf ist zu prüfen. Anders gesagt: Die Scheiße jeht nich. Is allet Kacke hier. Sounds like F5.

Erstmal probierte ich nun noch an F2 rum. Dafür startete ich den Laborserver neu. Ein im dunkeln Herumirren ist nicht die Art von Problemlösung, die ich sonst anwende. Aber der Server musste eh mal Neustarten. Dafür musste ich lediglich ein paar Mitarbeiter aus wichtigen Programmen werfen. Während des Reboots erledigte ich eine kleine Sache die in F3 beschlossen wurde. Designiert musste ich feststellen, dass der Neustart nicht den gewünschten Erfolg brachte. So habe ich mir F5 angeguckt. Nach zahlreichen Neustarts verschiedener Computer stellte ich fest, dass F5 der Bruder von F4 ist. Dank findiger Netzwerktechniker, die ohne Meldung IP-Adressen geändert haben, funktionierte ein nicht geringer Teil der verkrusteten Infrastruktur nicht mehr richtig.

F1 habe ich beendet. Die 10 Stunden Wartezeit waren mir zu lang. Glücklicherweise ist ja aber noch F6 da. Ein kleines Problem. Ein Programm ist urplötzlich der Meinung, dass es nicht mehr richtig lizensiert ist. Zumindest ist dieses Problem lösbar. Trotzdem wird das erst morgen geschehen, da ich es schlichtweg vergessen habe.

Das Beste ist aber, dass diese vielens Fs nur im Schatten meiner magischen ToDo-Liste stehen, auf welcher noch 15 weitere Fs notiert sind und auf Abarbeitung warten. Sagenhafterweise schaffte ich nichts, was auf dieser Liste steht. Und als Kirsche auf dem Sahnehäubchen fungiert die Tatsache, dass einige dieser Punkte der Liste morgen fertig sein müssen. Zuarbeiten, Vorbereitungen etc. Sure. Of course.

14 Uhr hisste ich dann die weiße Fahne und verabschiedete mich. Kollegin: “Einen erholsamen Feierabend wünsch ich dir. Es wird auch ein besserer Tag kommen… Wann bist du wieder da?” Ich: “Morgen.” Kollegin: “Ach Scheiße.”

Zurück durch das sibirische Hinterland zu meiner Wohnung. Im Briefkasten fand ich einen Brief von der Bahn vor. Fantastisch. Wer hätte gedacht, dass eine Bahncard automatisch für einen verlängert wird. Das ist wirklich komfortabel. Vor allem wenn man keine braucht. Toll. Meine neue Bahncard – die finanzielle Nachgeburt einer vor einiger Zeit beendeten Fernbeziehung. Was kostet die Welt.

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