Mami, Mami, wenn ich groß bin, will ich auch mal ein Nerd sein!

Zum Jubiläum ( 12. Eintrag) nehme ich gewitzt Bezug auf unseren ersten Eintrag überhaupt.

Und zwar nur in der Überschrift. Ich schäme mich dafür, meine Deutschlehrerin hätte es zu Recht „den Bogen spannen“ genannt. Ich habe mich in der Schule immer ein wenig geschämt, wenn ich so was gesagt habe, wenn ich wie das Lehrbuch klang. Wenn man Leuten erklärt hat, dass der Schlüssel zu einer guten Englisch-Klausur war, dass Essay-Thema zu nehmen, sich an das alte Pro-Kontra-Pro-Kontra-Pro-Kontra-zusammenfassender-Schlusskommentar-Schema zu halten und für nen weiteren Punkt braucht es noch eine catchy Einleitung. Ah, und wenn man mit einem Zitat schließen kann, um so besser. Gerne auch von Metal-Bands, oder man paraphrasiert einfach etwas, woran man sich falsch erinnert. Wenn man es einem großen Namen zuordnet passt das schon. Es fühlt sich nicht gut an, wenn man in der Schule etwas lernt oder das Prinzip verstanden hat und es dann benutzt, um gute Noten zu bekommen … seltsamer Weise. Verpönt schien mir auch, in Physik Wissen vorzutragen, dass man 2 Tage vorher zufällig im Chemie-Leistungskurs erworben hatte. Die Sachen schon vorher gelernt zu haben war irgendwie … unanständig, aber auch nur, wenn man es aus der Schule wusste. Sehr seltsam. Zum Glück ist das im Studium anders. Da wird in der Physiologie-Klausur schon mal Stoff aus dem Anatomie-Testat Zentralnervensystem abgefragt. Gehört da nicht unbedingt hin … aber was solls. Bei wem will man sich beschweren, dass man die Antwort darauf nicht wissen müsse … vor allem, wenn man das Testat bestanden hat?

Nun zu etwas völlig anderem.

Früher waren Nerds Leute, die sich mit uncoolen bzw. verpönten Dingen beschäftigt haben. Mit PC-Spielen zum Beispiel. Oder Sammelkartenspielen. Oder halt mit Astrophysik. Aber ein Freund von mir bezeichnet sich selbst als Outdoor-Nerd, weil er im Stande ist, sich aus einer Tomatendose einen besseren, weil leichteren, Spiritus-Brenner zu bauen, als man ihn im Laden bekommt. Das fand ich seltsam. Er zeigte mir Blogs und Foren, wo Leute sich selber Zelte nähen, aus Zeltheringen Schaufeln basteln oder Erfahrungsberichte über den Verteidigungswert von Pfeffer-Sprays in Bezug auf wild gewordene Dachse veröffentlichen.

Seltsam. Das ist ohne Zweifel  sehr speziell, aber ich würde ihn oder sie nie als Nerd/s bezeichnen. Vielleicht, weil das, was sie tun einen höheren Coolness-Faktor besitzt als sagen wir mal sich selber ein Radio zu bauen. Und es kommt wiederum auf den Bewertenden an, ich fände ein selbst gebautes Radio recht cool, die meisten aber nicht. Die meisten haben aber nix gegen Leute, die im Wald schlafen wollen, die sich bei -10 Grad in Norwegen auf Hochebenen herumtreiben. Vielleicht haben sie Angst vor denen? Vielleicht hat es auch mit dem Unterlegenheitsgefühl oder besser, dem völligen Mangel an Begreifen und Einblick zu tun, den viele zum Beispiel PCs, nicht jedoch Zelten, entgegenbringen. Ein PC ist uncool, innen fizzelig und kompliziert. Ein Überlebensmesser ist schlicht und sein Zweck erschließt sich einem eigentlich sofort. Und man braucht nicht über die Kühlung nachdenken.

Jedenfalls gab es da auch die Kategorie MYOG – Make Your Own Gear. Also dachte ich heute, als ich Pflanzen umtopfte und den Stapel leerer Pfandflaschen sah: Make Your Own Blumentopf.

Flaschen-Topf
Das Ergebnis ist auf den ersten Blick keine Ausgeburt an Schönheit, aber es hat große Vorteile: Es kostet 50 Cent. Man kann es irgendwo anhängen. Man kann mehr oder weniger beliebig viele davon basteln. Und man kann mit ganz dolle scharfen Sachen rumhantieren. Hui!

Material:
1x normale Pfandflasche (z.b. Mineralwasser)
1x Coca-Cola-Pfandflasche (größerer Durchmesser)
2x Schaschlik-Spieß

Als Werkzeug braucht man irgendwas verdammt scharfes, denn die Cola-Flasche ist sehr robust. Ich habe ein Skalpell genommen, aber aus Pietätsgründen eine neue Klinge eingespannt (mit der vorherigen habe ich unter anderem jemandes Eierstöcke präpariert – sollte eine exklusive Sache sein). Ein Cutter oder vielleicht auch eine scharfe Schere sollten es aber auch tun. Oder man borgt sich Vatis Lötkolben, schmilzt einfach die störenden Teile weg (Ergebnis sieht bestimmt besser aus) und kauft ihm danach einen neuen.

Dann schneidet man die dünne Flasche etwa in der Hälfte durch und macht Löcher in den Boden. Dann kommt der schwierige bzw. langwierige Part, bei dem man sich gerne schneidet (ist mir anscheinend auch gelungen, wie ich später an meinem Arm entdeckte). Also Obacht und immer Weg vom Körper! Alles von der Flasche obenrum (etwa gleiche Höhe wie bei der anderen) wegschneiden, aber zwei Hänkel stehen lassen, besser noch mit dem Schraubverschluss … lässt sich dann einfacher anhängen. Dann steckt man die dünne in die dicke Flasche und links und rechts noch die Spieße rein, bis unten durch, damit das überschüssige Wasser, das sich unten sammelt, belüftet wird und nicht anfängt zu gammeln.

Und voilà haben wir einen sehr billigen, innovativen und vor dem Anmalen auch sehr hässlichen Blumentopf, den man irgendwo hin hängen kann, weil Wasser aufgefangen wird, ohne dass die Pflanze nasse Füße bekommt.

Als ich damit fertig war, hat mich mein Mitbewohner als Geek bezeichnet. Immerhin.

Damit nicht der Eindruck entsteht, dass hier doch noch so was wie ein roter Faden entstanden sein könnte, hier noch ein Stimmungsfoto meines Schreibtisches, wie es ca. 5:30 aufgenommen wurde (das war sowohl vor als auch nach dem Schlafen gehen – Schlafrhythmus ist was für Langweiler).

Schreibtisch Gold

Für Klausuren lernen macht mir eigentlich immer dann besonders Spaß, wenn ich mir selber Übersichten basteln kann. Und ich meine Basteln, mit bunten Stiften, Schere und magischem Klebestift. Der ist erst lila und dann wird er transparent! Wie machen die das nur?

Gerade kommen zwei meiner Mitbewohner durch die Tür, die Das Wochenende mit LARPen verbracht haben. Das passt ja perfekt. Denn hier paart sich draußen Schlafen und extremes Selberbauen (weil es das, was man haben will, nirgendwo zu kaufen gibt) mit Rollenspiel, welches auch eigentlich intelligente und aufgeschlossene Menschen nur sehr widerwillig anerkennen. Nerd-Tum at it´s best.

Aber lieber ein kreativer Freak sein, der seltsam angeschaut wird, als ein Langweiler, dem am Samstagabend nix anderes als Party oder Kino einfällt.

2 Kommentare zu “Mami, Mami, wenn ich groß bin, will ich auch mal ein Nerd sein!”

  1. UnregisteredFrank Schiefer schrieb:
    Dezember 28th, 2010 at 22:30

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