“WG” is how I spell love.
Geschrieben von Erk | Abgelegt in Allgemein
Iiih, da liegt Wurst auf dem Boden!
Welch ein wundervoller Satz das ist. Als mein Mitbewohner ihn sagte musste ich mich ein wenig vor lachen am Küchentisch festhalten. Er drückt für mich vieles aus, was das Leben in einer Fünfer-WG so ausmacht. Da liegt schon auch mal Wurst in der Küche auf dem Boden (wie die da jetzt konkret hin kam ist schleierhaft … sie sah noch recht frisch aus). Das Leben in einer WG gehört für mich unweigerlich zum Studieren dazu, zumindest denke ich, dass es eine sehr wertvolle Erfahrung ist. Ich kenne Leute, die Stress mit ihren Mitbewohnern haben, diese vielleicht nicht mal mögen – dieses Problem habe ich zum Glück nicht, jeder ist uneingeschränkt mein Freund. Wir teilen die traurigen, aber vor allem die vielen schönen Dinge. Ich lasse sie an meinen wundervollen Ideen teilhaben:
Hey, darf ich zwei Real,- Fähnchen an dein Auto kleben?
Nein!
Hallo? Fähnchen!
Trotzdem. -
… darf ich sie aus dem offenen Fenster halten?
Na OK.
Yeaahhhh! Fähnchen!
Die Fähnchen haben es kaum bis auf die 70 km/h geschafft, dann waren sie beide von ihren putzigen Stielen abgerissen. Hatte er das geahnt? Wollte er, dass ich bei Ihnen bin, wenn sie für meine Unterhaltung ihr Leben aushauchen. War das Verbot des Autoschmückens letztlich nur eine Lehrstunde in Menschlichkeit? Verantwortung tragen lernen? Zu seinen Fehlern stehen, sie mit ansehen, mag es auch nicht schön sein? Ich hoffe ja.
Was ich besonders am WG-Leben mag ist die Dynamik untereinander. Momentan sind wir zu dritt, und es fühlt sich anders an, wir reden anders mit einander, als wenn wir zu viert sind, oder alle da sind. Das hat was, man kann sich natürlich viel besser auf 2 Leute einlassen als auf 4. Wir machen mehr mit einander, weil es sich nicht so verläuft. Wir essen zusammen, spielen Dawn of War ( wobei das lustigste an dem Spiel natürlich die Ausrufe der Einheiten sind: „Wer Furcht zeigt hat keinen Glauben!“ oder „Ketzerei entspringt aus Müßiggang!“. Spricht den Inquisitor in mir an. ) und heult sich wegen der Arbeit voll. Big Fun.
Und cool ist natürlich auch, wie jeder einzelne seine Note in die WG einbringt … neues Geschirr, neue Musik, neue Freunde, musikalische Belästigung mit viel Herz und neue Gedanken, um nur einige zu nennen. Ich glaube, das funktioniert auch erst ab einer gewissen Größe so ungehemmt … wenn man zu fünft ist, hat man vielleicht weniger Angst, so zu sein, wie man sein will. Wenn es bei einem sauer aufstößt, ist das verkraftbar und Details erlaubt man sich eher, weil sie unter vielen Details von vielen Leuten untergehen können. Denn wo viele Leute wohnen, kommen auch viele Leute dazu. In den letzten Wochen des Semesters sind regelmäßig Leute, oft 6 Tage die Woche, bei uns, die dann kurzzeitig bei der Inventur berücksichtigt werden müssen, ein riesen Trara jedes mal kann ich nur sagen.
Obwohl ich sicher kein leichter Mitbewohner bin ( manch einer kann da sicher ein Lied von singen – ich back hier jetzt keinen Smiley hin, weil das unprofessionell ist und sich nicht geziemt ), habe ich doch das Gefühl, dass die anderen mit meinen, sagen wir mal besonderen, Ideen ganz gut umgehen können. Ich frage, ob wir nicht Drachen steigen gehen wollen. Ich kaufe ein Poster von Shah Rukh Khan und hänge es an unsere Klotür. Ich erzähle meist unaufgefordert das meiste, was mir in den Sinn kommt … auch wenn schon lange keiner mehr zuhört. Ich sichere mir einen Pappaufsteller eines der beschissensten Filme, die wir dieses Jahr gesehen haben und verziere mit ihm die Küche. Und natürlich trägt er die Prinzessinen-Stola, die wir aus dem Disneys-Prinzessinen-Magazin haben.
Damit soll meine kleine Liebeserklärung an meine WG auch schon schließen, ich fühle mich hier sehr wohl und Gießen wirkt auch in seinen aufreibendsten Momenten erträglich, weil da immer jemand ist, der auch einen an der Waffel hat.