Schweigeminuten beim Smalltalk

Herrgott, wie ich es hasse. Man trifft bei einer Party Menschen, die man als Bekannte bezeichnen würde. Man hat diese schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Was nun folgt ist Smalltalk: “Wie gehts dir so? Was macht das Studium? Und sonst so?”

Das ist doch absurd. Wie es mir so geht? Nunja, ich bin hier und lebendig – es scheint also gut zu gehen. Wir sind noch keine 70 Jahre alt und antworten auch nicht abweisend “Naja, ’s muss ja.” Was mein Studium macht? Was bringt es darauf zu antworten? Entweder läuft es vor sich hin wie es geplant war, oder ich habe alles über den Haufen geworfen. So oder so ist die Antwort auf die Frage zu komplex um sie hier lapidar an den Mann zu bringen, zumal dieser doch eigentlich garnicht so recht die Details hören möchte. Und wenn doch würde das Stunden bis Tage in Anspruch nehmen. Und sonst so? Ja, alles schick. Und selbst? Argh.

Derartige Gespräche hörte ich heute bei einer Geburtstagsparty, bei der auch Gäste geladen waren, die man nicht alle Tage sieht. Ich hielt mich aus diesem Smalltalk heraus. Stattdessen sitzt man unter Umständen neben potentiellen Smalltalkgästen und erlebt Schweigeminuten, die aber niemandem Ehre erweisen sollen außer sich selbst. Wer nun denkt, dass er mit Smalltalk besser dran ist, dem sei gesagt, dass das Schweigen einen ohnehin einholt. Spätestens nach der “Und sonst so?”-Frage kann man einzig durch Schweigen seinen letzten Funken Würde bewahren.

Auf dem Heimweg den ich größtenteils zu Fuß bestritt habe ich darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen das nächste Mal in so einer Situation eine vollkommen neue Strategie auszuprobieren. Da ich nicht nur oberflächliche Antworten hören möchte überspringe ich direkt den Smalltalk. Bevor nun das Schweigen beginnt, fragt man den Gesprächspartner nach einer der vergangenen 4 bis 6 Wochen, die seiner Meinung nach am Interessantesten war. Die Antwort kann somit viel detailreicher sein, da es nicht um komplett lebensentscheidende Themen geht. Man erfährt umso mehr über die Person selbst. Von den Details kann man gegebenenfalls immernoch in den Makrokosmos der Lebensführung abstrahieren. Und falls keine der vergangenen Wochen interessant genug ist kann man sich noch immer anschweigen.

Alternativ kann man natürlich auch andere Detailfragen stellen, von welchen man sich dann weiterhangeln kann.

Über das Ergebnis dieses Versuches werde ich an dieser Stelle berichten…

1 Kommentar zu “Schweigeminuten beim Smalltalk”

  1. Unregisteredsusanni schrieb:
    September 20th, 2009 at 23:37

    also ich finde ja: noch viel schlimmer als small-talk auf partys, wo man dann meist eh betrunken ist und das wie von allein läuft,ist straßen-smalltalk. ups, da mal eben jemanden aus der alten stufe getroffen, ui und hier den jupp aus der partei. da verstecke ich mich dann meistens oder zücke mein handy um mit meinen imaginären freunden zu telefonieren!

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